Die Wissenschaften von Ayurveda, Yoga und Tantra stehen eng miteinander in Verbindung. Im Zentrum steht das Prinzip von Agni (Sanskrit, अग्नि 'Feuer'), die Kraft der Transformation. Es ist kein Feuer im elementaren Sinne, sondern eher ein göttliches Feuer und der Ursprung des Lebens, des Lichts und der Liebe. Agni ist auch nicht nur ein einziges Feuer, sondern es besteht aus vielen verschiedenen kleinen Feuerelementen, die alle in dieselbe Richtung wirken.
WE ARE MANIFESTATIONS OF AGNI
Ayurveda befasst sich mit Agni auf der physischen Ebene. Es geht nicht nur um achtsame und sattvische Ernährung (pflanzlich-vollwertig), sondern viel mehr darum, dass wir das, was wir zu uns nehmen auch wirklich verdauen können (Jatharagni).
Je geschwächter das Agni, desto mehr Schlacken können sich im Körper ansammeln, die die Energiekanäle verstopfen und so den Pranafluss im Körper aus dem Gleichgewicht bringen. In diesem Sinne steht jede Krankheit mehr oder weniger in Verbindung mit einer Disharmonie unseres Verdauungssystems, und die typengerechte Regulierung von Agni ist ein zentrales Thema in jeder ganzheitlichen Ayurveda-Therapie. Mit einem harmonischen Verdauungsfeuer jedoch, der Grundlage der körperlichen Gesundheit, fühlen wir uns stark und zufrieden.
Damit beeinflusst Agni nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Ebene, mit der sich Yoga beschäftigt. Wenn ich 'Yoga' sage, dann spreche ich hier nicht (nur) von Asana!
Im Yoga benutzen wir das Feuer der Intelligenz und des Geistes, um in der Meditation unser Bewusstsein zu reinigen und zu transformieren und langfristig Erleuchtung zu erlangen. Die richtige Atmung bildet dabei die Basis, auf der alles weitere aufbaut. Durch gezielte Atem-Techniken (Pranayama) können wir Sauerstoff aus der Luft in innere Vitalkraft umwandeln (Pranagni). Der Gelehrte Patanjali hat in seinen Yogasutras noch weitere Regeln und Disziplinen (Yamas & Niyamas) genau beschrieben. Diese helfen uns dabei, Körper und Geist gut vorzubereiten, damit unser inneres Feuer stärker brennen kann, um die Persönlichkeit zu läutern. Haben wir diesen Punkt in unserer Yogapraxis erreicht, wird die ganze Sache wirksam und wahre Transformation kann von innen heraus stattfinden.
Auch die Tradition des Tantra besagt, dass wir durch den tiefen Wunsch, uns wieder mit unserem Ursprung zu verbinden, und der Hingabe an unserer eigene Yogapraxis, systematisch das spirituelle Feuer (Agni) in unserem Inneren kultivieren. Das ist quasi das Gleiche, nur anders. Ein anderer Begriff für Agni ist im Tantra 'Rudrani' - die Kraft, die den Geist von seiner Anhaftung an primitive Triebe und fehlgeleitete Wünsche befreit, und uns den Zugang zu unserer ureigenen Kraft und Intelligenz ermöglicht. Rudrani nennt man auch die im Nabelzentrum erweckte Kundalini Energie. Gut zu wissen: Im Tantra spielt sich erstmal alles im Nabelzentrum ab.
Im Bereich des Nabels wirkt auf energetischer Ebene auch Samana Vayu, unsere ausgleichende und zentrierende Energie. Sie ist besonders harmonisierend für Körper, Geist und Emotionen. Sie schafft unser Selbstvertrauen, unsere Motivation und unsere Fähigkeit, uns im Leben vorwärts zu bewegen. Sie hilft, unsere Gedanken und Emotionen im Gleichgewicht zu halten, so dass wir Entscheidungen aus einer klaren und stabilen Geisteshaltung heraus treffen können. Hier schließt sich der Kreis, denn Samana Vayu verhilft wiederum zu einer ausgeglichenen und gut funktionierenden Verdauung - es ist die Energie, die hinter Agni steckt.
Burn, baby, burn!
Ohne Agni geht nix. Es ist das Feuer, das in uns lodert und uns physische und geistige Nahrung verdauen lässt. Es ist die Leidenschaft und der Antrieb in unserem Leben. Die Kraft, die uns alles in unserem Leben transformieren lässt.
Geeignete Techniken aus dem Tantric Hatha Yoga, um Agni zu kräftigen:
Alle Drehhaltungen und Vorwärtsbeugen, Agni Sara, Uddiyana Bandha, Kapalbhati
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